Hörenswertes

Warum werden jedes Jahr wieder neue Euro-Münzen geprägt?

Haben wir nicht genug Münzen? Dino Riedel von den Staatlichen Münzen Baden-Württemberg weiß, warum das so ist:

"Münzen gehen natürlich kaputt, das ist so, die Bundesbank sortiert Münzen aus. Wenn man die richtig auf dem Boden entlang reibt, dann ist dann das Relief kaputt, das wird aussortiert. Bei den Roten kennt man’s, wenn die dreimal in der Hosentasche mitgewachsen wurden, dann werden die dunkel, dann werden die auch aussortiert. Aber auch die Geldmenge steigt natürlich immer ein kleines bisschen, das heißt, da muss auch Nachschub immer genug da sein. Und, was man auch nicht vergessen darf, es gibt Münzsammler, die haben dann zu Hause große Gläser, wo sie die Münzen immer rein schmeißen. Und in jedem Auto, das verschrottet wird, sind zwei Euro ungrad, also ‘ne bestimmte Anzahl an Münzen drin, die einfach mit verschrottet werden. Das hat man herausgefunden, dass einfach ‘ne bestimmte Anzahl Münzen grundsätzlich in Autos mit verschrottet wird."


Glänzende alte Münzen - wie kann das sein?

Immer wieder bekommt man Münzen, die glänzen und wie neu aussehen, auf denen aber die Jahreszahl 2002 zu lesen ist. Wie kommt das? Dino Riedel:

"Zur Euroeinführung (2002) wurden ganz viele Münzen produziert, weil man gar nicht genau das Gefühl hatte, wie viele Münzen braucht man denn. (…) Da hat man dann lieber ein paar mehr produziert. (…) Da haben wir in drei Schichtbetrieben gearbeitet – rund um die Uhr, um diese Milliarden von Münzen rechtzeitig fertig stellen zu können. Da haben die Anwohner sich beschwert, dass ständig in der Nacht die LKWs vorfahren und Sachen abladen und aufladen. Da ging vieles sehr schnell, sehr stark. (…) Und die liegen jetzt alle noch bei der Bundesbank im Tresor. Und die Bundesbank entscheidet dann, wann diese Münzen ausgegeben werden. Und solange die im Tresor liegen, altern die kaum. (…) Und deswegen gibt es manchmal noch neue 2002-Münzen, weil die jetzt gerade eben erst bei der Bundesbank aus dem Tresor rauskamen."

Warum steht auf den Münzen eine Jahreszahl?

Dino Riedel verrät, wozu die gut ist:

"Das ist für die Bundesbank recht wichtig. Sie weiß, so ‘ne Münze hält so zirka 20 Jahre. Aber um das genau rauszufinden, notieren die auch bei allen Münzen, die 'kaputt' sind (…), die nicht mehr ihren Anforderungen entsprechen, wann die geprägt wurden. Dann können sie ungefähr sagen, wann sie ungefähr ausgegeben wurde, von wo sie kam. Und so haben sie ganz viele Informationen, die sie nicht hätten, wenn das nicht drauf stehen würde. Bei Scheinen muss das nicht drauf stehen, da gibt es die Seriennummer. Das heißt, da können sie noch viel genauer verfolgen: Was für einen Weg hat denn der Schein genommen?"

Was muss beim Prägen und in einer Münzprägestätte beachtet werden?

Dino Riedel:

"Wenn viele Münzen zusammen kommen, werden die auf einmal sehr, sehr schwer. Das heißt, wir fahren mit Gabelstablern durch die Gegend. Da muss man immer aufpassen. Wenn einem so ein Container mit vielen Münzen auf den Fuß fällt, dann ist man danach ein Plattfußindianer. Die andere Sache ist, dass unsere Maschinen sehr schnell arbeiten und sehr viel Kraft entwickeln. Da muss man natürlich ganz genau aufpassen beim Handhaben der Maschinen, dass da nicht irgendwas geschieht.

Und dann müssen wir natürlich noch ganz viele Dinge beachten: Dass keine Münzen auf nicht normalem Weg das Haus verlassen. Das heißt, alle unsere Münzen müssen wir an die Bundesbank abgeben. Und die Bundesbank darf diese dann in Umlauf bringen. Und deswegen wird jeder Mitarbeiter auch am Abend genau kontrolliert. Dass da nicht ein Stück mitgenommen wird irgendwo. Und dann müssen wir natürlich beachten, dass unsere Münzen auch alle möglichst gleich sind. Sie sind fast genau gleich. (…) Wir müssen gucken, dass sie alle möglichst, möglichst ganz, ganz genau gleich sind, viel gleicher wie ein Ei dem anderen."

Darf man mit Münzen basteln?

Jakobs Opa hat zum Geburtstag eine Zwei-Euro-Münze geschenkt bekommen, bei der der Münzgrund ausgesägt war. Darf man mit Münzen basteln und sie anmalen oder Teile davon aussägen? Dino Riedel:

"Eigentlich darf man das gar nicht. Die Sache ist nämlich die (…): Euch gehört der WERT der Münze. Also euch gehört der Wert von zwei Euro. Die Münze selber, die bleibt immer im Eigentum der Bundesbank. Und somit: wenn ihr die also kaputt macht - mit irgendwelchem Lack beschmiert, der nicht mehr runter geht, oder ansägt, aussägt oder irgendwas damit anstellt – ist das Sachbeschädigung. Und wenn ich die Sachen von jemand anderem kaputt mach‘, dann kann ich dafür auch bestraft werden."


Was ist das Besondere an einer Fünf-Euro-Münze?

Liv hat gehört, dass 2016 eine Fünf-Euro-Münze ausgegeben werden wird. Dino Riedel erklärt, was für eine Münze das ist und was das Besondere an ihr ist.

"2016 wird zum ersten Mal eine deutsche Fünf-Euro-Münze auf den Markt kommen. Das wird aber auch nur eine Sammlermünze sein. Mit dieser Münze können wir nur in Deutschland bezahlen und nicht außerhalb. Das Tolle an der Münze ist – die wird zum ersten Mal nicht rein aus Metall bestehen. Sondern ihr seht einen blauen Kunststoffring. Und der hat eine ganz tolle Eigenschaft. Er wird auch leicht lichtdurchlässig sein - 'transluzent' nennt man so etwas. Und deswegen wird er dann fast ein bisschen leuchten. (…)

Liv: Gibt’s dann irgendwann mal für das normale übliche Geld auch Fünf-Euro-Münzen geprägt?

Ob es die irgendwann geben wird, das kann ich gar nicht sagen. Denn das würde nicht nur die Deutsche Bundesbank entscheiden oder das Bundesfinanzministerium entscheiden. sondern das müsste die Europäische Zentralbank entscheiden, weil das ja dann in ganz Europa gelten müsste. (…) Es würde uns natürlich sehr freuen, weil wir als Staatliche Münze Baden-Württemberg an der Entwicklung hier beteiligt waren in einer Gruppe. Da waren auch wieder viele schlaue Menschen zusammen, die sich überlegt haben, was können wir machen? Und diesen blauen Ring, der hat den tollen Vorteil, dass er die Münze sehr viel fälschungssicherer macht."